Das geheime Leben der Dinge

02.04.2017 – 02.07.2017GruppenausstellungMuseum Villa RotBurgrieden-RotDeutschland

In Zeiten, in denen unsere Welt immer digitaler wird, ist die direkte Auseinandersetzung mit realen, sinnlich erfahrbaren Dingen ein reizvolles Thema für junge Künstlerinnen und Künstler. Mit sensiblem Blick entdecken sie Qualitäten innerhalb der Welt der Alltagsobjekte, die bei flüchtiger Betrachtung verborgen bleiben. Mit subtilen Eingriffen in die gefundenen Gegenstände oder durch die Verschiebung des Kontexts transformieren die Kunstschaffenden das vermeintlich Banale und schaffen neue, oft humorvolle Bildwelten. Doch wenn sich eine Teetasse selber umrührt, eine Säge sich selbst absägt und aus gewöhnlichen Ästen Zauberstäbe werden, ist dies nicht nur amüsant, sondern sagt auch etwas über unser Verhältnis zu Gegenständen aus. Konstant findet ein Austausch zwischen Objekt und Mensch statt. Wir schreiben Dingen Eigenschaften zu und füllen sie mit Erinnerungen und Emotionen. Obwohl sie leblos sind, sind wir bereit, ihnen Eigenschaften zuzusprechen, Namen zu geben und sie zu beseelen. Die Ausstellung vereint künstlerische Positionen, die den visuellen, akustischen oder taktilen Qualitäten der Alltagswelt nach – spüren und die Besucherinnen und Besucher dazu motivieren, über die unmittelbare Erscheinungswelt nachzudenken.

Mit Arbeiten von Tobias Heine, Hyunjeong Ko, Renate Koch, Anja Luithle, Anna Kołodziejska, Antoanetta Marinov, Maria und Natalia Petschatnikov, Magnus Thierfelder, Myriam Thyes, Guido Weggenmann. Kurator: Marco Hompes.

Marco Hompes, Museum Villa Rot:… In ihrer Videoreihe Analytische Tagträume greift die Künstlerin gewohnte Alltagsszenen einer Großstadt auf. So filmte sie beispielsweise eine S-Bahn-Station mit einem Automaten zum Entwerten der Fahrkarten. Dieses banale, aus vielen Städten bekannte Bild kippt im Verlaufe des Films ins Surreale: Das Gerät löst sich in seine einzelnen Symbole und Funktionsteile auf und scheint ein eigenes Leben zu entwickeln. Mit Freuden verspeist der gelbe Kasten die Tickets. Der Titel der Arbeiten beinhaltet eine gewisse Doppelsinnigkeit. Immerhin ist der Traum etwas, das sich unserem rationalen Verständnis entzieht. Beim Tagtraum mag ein realer Gegenstand oder eine Situation ein Auslöser für ein gedankliches Abschweifen sein, bei dem sich die Aufmerksamkeit von den äußeren Reizen der Umwelt der Welt des Unbewussten zuwendet. Den Begriff ‚analytisch‘ kennt man vor allem im Zusammenhang mit wissenschaftlichem Arbeiten. Analysieren (von Analyse, griechisch ἀνάλυσις = Auflösung) bedeutet, dass ein Objekt oder Sachverhalt in seine Einzelteile zerlegt wird, um sie besser zu verstehen oder eine wissenschaftliche Erkenntnis zu gewinnen. Das Irrationale steht dem Rationalen im Titel also gegenüber. Spätestens seit der Psychoanalyse Sigmund Freunds oder Carl Gustav Jungs ist jedoch bekannt, dass auch der Traum zur Lösung eines Problems beitragen kann. Indirekt taucht C.G. Jung auch in einem der Videos der Künstlerin auf. In ‚Analytischer Tagtraum 3: Spielwarengeschäft‘ erscheint gegen Ende des Films ein großer Drachen. Dieser entstammt dem ‚Roten Buch‘ des Schweizer Psychologen. Hier hielt er seine Träume, Visionen und Fantasien in farbenfrohen Bildern fest.“

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Ort

Museum Villa Rot
Schlossweg 2
88483 Burgrieden – Rot
www.villa-rot.de


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